Nach dem Einsturz eines Hotels im Moselort Kröv gehen die Bergungsarbeiten und die Ursachensuche weiter. Zwei Menschen sind bei dem Unglück gestorben, mehrere Menschen wurden teils für Stunden in den Trümmern eingeklemmt. Ein Toter befindet sich noch unter den Trümmern.
Stundenlang hatten die Rettungskräfte am Mittwoch versucht, die Überlebenden aus dem Haus zu befreien - darunter auch ein zwei Jahre altes Kind und seine Eltern aus den Niederlanden. Auch das erste Todesopfer wurde geborgen. Am späten Abend retteten die Einsatzkräfte schließlich die letzte überlebende Frau aus dem Hotel. Unter Applaus wurde sie aus dem Gebäude getragen.
Bei den beiden Toten handele es sich um eine 1961 geborene Frau und einen Mann, beide mit deutscher Staatsangehörigkeit, sagte der Brand- und Katastrophenschutzinspekteur des Kreises Bernkastel-Wittlich, Jörg Teusch. Während die Leiche der Frau am späten Mittwochnachmittag geborgen wurde, liegt der Mann noch in den Trümmern. Eine Bergung am Mittwochabend war laut Polizei zu gefährlich. Bei dem Toten soll es sich um den Hotelbesitzer handeln.
Über mehrere Stunden und mit schwerem Gerät hätten die Retter versucht, sich Zugang zu dem Hotel zu verschaffen, das sei letztlich gelungen, sagte Teusch. Durch Bohrungen habe man über Richtmikrofone Kontakt zu den Verschütteten aufnehmen können. Über orangefarbene Rohre wurde am Abend Luft in das Gebäude gepumpt.
Nach Angaben von Teusch liegen die Decken des eingestürzten Stockwerks direkt übereinander. Dass überhaupt Menschen gerettet werden konnten, gleiche einem Wunder. „Wir sind davon ausgegangen, dass alle, die dazwischen liegen, tot sind“, sagte er. Auch für die Einsatzkräfte sei die Rettung der Verschütteten emotional gewesen, insbesondere die Bergung des zweijährigen Kindes. „Wir hatten alle Tränen in den Augen.“
Am Mittwoch gegen Mittag war dann der verletzte Vater des geretteten Kindes aus den Trümmern geborgen worden. Zuvor war auch die Mutter gerettet worden, sie und das Kind seien nahezu unverletzt, so der Einsatzleiter.
Die gesamte Gebäudestruktur gleicht einem Kartenhaus.
Jörg Teusch, Einsatzleiter in Kröv
Teusch, Brand- und Katastrophenschutzinspekteur des Kreises Bernkastel-Wittlich, hatte zuvor gesagt, die Bergung sei sehr schwierig. „Die gesamte Gebäudestruktur gleicht einem Kartenhaus. Wenn man dort an der falschen Karte zieht, stürzt dieses Gebäude mit Sicherheit ein.“
Am Dienstag gegen 23 Uhr waren Teile des Hotels eingestürzt. Der Polizei zufolge wählten Anwohner den Notruf. Zum Zeitpunkt des Einsturzes befanden sich 14 Menschen in dem Hotel. Fünf seien relativ schnell gerettet worden, weil sie in „unbeteiligten Teilen des Gebäudes“ gewesen seien, erklärte Teusch. Neun weitere Menschen wurden zunächst unter den Trümmern eingeklemmt.
Am Dienstag hätten noch Bauarbeiten an dem Gebäude stattgefunden, sagte Teusch. Ob die in einem sachlichen Zusammenhang mit dem Einsturz stünden, müssten nun Gutachten und Ermittlungen zeigen. Die Einsatzkräfte würden auch von Statikern unterstützt.
Grundsubstanz aus dem 17. Jahrhundert
Über das eingestürzte Stockwerk sagte Teusch, die Grundsubstanz des Gebäudes sei wohl aus dem 17. Jahrhundert. „Da wurden auf dem Erdgeschoss circa 1980 noch mal zweieinhalb Geschosse aufgesattelt.“ Das Vorderhaus des eingestürzten Hotels ist seit 2008 Kulturdenkmal. Die Unglücksursache ist laut Polizei noch völlig unklar. Ein Sachverständiger solle beauftragt werden, teilte der Leitende Trierer Oberstaatsanwalt Peter Fritzen mit.
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„Das ist ein ungewöhnlicher Unglücksfall für Rheinland-Pfalz“, sagte der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Alexander Schweitzer (SPD) nach einem Besuch an der Unglücksstelle. „Dass ein Haus so einstürzt und dass ein Hotel inmitten einer wunderbaren touristischen Region einstürzt, das ist etwas, was zum Glück nicht zu einem häufigen Erlebnis geworden ist in den letzten Jahren und es auch nicht werden darf.“
Faeser wendet sich an Angehörige und dankt Helfern
Auch Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) äußerte sich nach dem tragischen Unglück: „Mein Mitgefühl und meine Gedanken gelten den Familien der Getöteten. Wir hoffen sehr, dass die Schwerverletzten sich von ihren Verletzungen erholen.“ Besonderen Dank sprach sie dem Technischen Hilfswerk aus, das mit rund 100 Helferinnen und Helfer die Einsatzkräfte vor Ort bei den Rettungsmaßnahmen unterstützt und genau überwacht habe, dass nicht weitere Teile des Gebäudes einstürzen.
Auch die Nachbarn des Gebäudes waren vom Unglück betroffen: 21 Menschen mussten ihre Wohnungen verlassen, hieß es im Pressezentrum. Sie konnten mittlerweile in ihre Häuser zurückkehren. Außer dem Hotel seien keine anderen Gebäude beschädigt worden, hieß es.
In den vergangenen Jahrzehnten forderten bundesweit bereits mehrere große Einstürze von Gebäuden viele Opfer und richteten hohe Schäden an. Ein Rückblick auf frühere Notfälle und Rettungsaktionen:
Einsturz des Kölner Stadtarchivs 2009
Am 3. März stürzt in der Kölner Innenstadt das Historische Stadtarchiv ein und reißt zwei Nachbargebäude teilweise mit sich. Mehrere Tage später werden die Leichen eines 17- und 24-Jährigen geborgen. Die Stadt verweist auf einen hydraulischen Grundbruch an einer U-Bahn-Baustelle als wahrscheinliche Ursache des Unglücks.
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Das Archiv enthielt wertvolle Nachlässe bedeutender Persönlichkeiten wie Heinrich Böll und Konrad Adenauer und hatte einen Versicherungswert von 400 Millionen Euro. Der Schaden liegt nach Schätzung der Stadt Köln bei 1,2 Milliarden Euro.
Trägerabsturz am Berliner Hauptbahnhof 2007
Ein zwei Tonnen schwerer Stahlträger wird am 18. Januar 2007 durch den Orkan „Kyrill“ aus seiner Verankerung gerissen. Er stürzte 40 Meter tief auf eine Treppe im Eingangsbereich des Bahnhofs. Verletzt wurde dabei niemand. Im Juni 2008 stellt ein gerichtlich beauftragter Sachverständiger fest, dass ein Planungsfehler die Ursache für den Trägerabsturz war.
Einsturz einer Schule in Goldberg 2004
Im August 2004 kommen nach dem teilweisen Einsturz einer Schule in Goldberg (Mecklenburg-Vorpommern) fünf Bauarbeiter ums Leben. Die Ursache ist vermutlich auf Fehler bei den Sanierungsarbeiten zurückzuführen. Die genaue Untersuchung dauert mehrere Wochen an. Bei den Arbeiten am Plattenbau wurden möglicherweise vor dem Abbruch einer tragenden Wand die Abstützungen nicht vorschriftsgemäß angebracht. (mit Agenturen)